Seit einiger Zeit verfolge ich die Debatte um das neue Urheberrecht und die geplanten Änderungen auf EU-Ebene. Ich denke, die meisten sind sich einig, dass es eine Reform braucht.
Doch was aktuell im Artikel 13 steht ist ohne Uploadfilter und der daraus folgenden Zensur etwas, was nicht akzeptabel ist.
Die Reaktion von Herrn Sven Schulze ist den meisten mittlerweile bekannt. Da er wohl glaubt die vielen Mails würden von Google und nicht von echten Menschen stammen kam eine E-Mail für mich nicht in Frage.
Daher habe ich mich hingesetzt und erst einmal zwei Briefe verfasst. Für Sven Schulze und natürlich Axel Voss. Den Inhalt meiner Briefe möchte ich hier gerne veröffentlichen:
Der Anfang für Axel Voss
Sehr geehrter Herr Voss,
mit Bedauern musste ich Ihre Aussagen zu Artikel 13 in den letzten Wochen lesen und hören. Ich bin 34 Jahre alt, war lange Selbstständig tätig und habe mein Geld im Internet verdient. Ich traut mir also durchaus zu, mir eine eigene qualifizierte Meinung zu dem Thema bilden zu können.
Bisher habe ich keine einzige Stellungnahme von Google zu dem Thema gelesen. Meine Informationen zu dem Thema basieren auf Kommentaren von Juristen, Kreativen und Informatikern. Ich habe mich intensiv mit dem Gesetzentwurf auseinandergesetzt und den Folgen die dieser nach sich ziehen wird.
Da Sie offensichtlich die Funktionsweise und Dimension des Internets nicht verstanden haben, sende ich Ihnen lieber einen Brief mit meiner persönlichen Unterschrift. Ich komme Ihnen mit ihrem analogen Weltverständnis also gerne entgegen in der Hoffnung, dass Sie das ernster nehmen.
Der Anfang für Herrn Schulze
Sehr geehrter Herr Schulze,
mit Bedauern musste ich Ihren Tweet lesen in dem Sie behaupten, die E-Mails wären eine Fake-Aktion von Google.
Ich bin 34 Jahre alt, habe Betriebswirtschaft studiert, war 8 Jahre selbstständig mit einem Online Versandhandel. Ich habe mehrere Blogs betrieben und etliche Social Media Kampagnen erstellt. Damit sehe ich mich durchaus in der Lage eine eigene Meinung zu dem Thema zu haben.
Bisher habe ich keine einzige Stellungnahme von Google zu dem Thema gelesen. Meine Informationen zu dem Thema basieren auf Kommentaren von Juristen, Kreativen und Informatikern. Ich habe mich intensiv mit dem Gesetzentwurf auseinandergesetzt und den Folgen die dieser nach sich ziehen wird.
Sie können sich noch nicht einmal vorstellen, dass hinter den zurecht besorgten Nachrichten an Sie echte Menschen stehen. Daher sende ich Ihnen lieber einen Brief mit meiner persönlichen Unterschrift. Ich komme Ihnen mit ihrem analogen Weltverständnis also gerne entgegen in der Hoffnung, dass Sie das ernster nehmen.
Der allgemeine Teil für alle
Der aktuelle Gesetzentwurf kommt einer groß angelegten Zensur gleich. Es ist absolut unrealistisch, dass ein Plattformbetreiber jegliche Inhalte prüft und auf Rechteverletzungen prüft. Dies ist nicht möglich, da sämtliche Inhalte mit allen Inhalten weltweit verglichen werden müssten. Bei der Menge an Inhalten, die sekündlich hochgeladen werden kann das kein Mensch überprüfen. Es muss also einer Software überlassen werden. Ohne Uploadfilter ist Artikel 13 also für keine Plattform umsetzbar.
Unter Plattform verstehe ich jetzt nicht nur Youtube. Ich rede von unmengen an kleinen Plattformen, die das Internet mit ihrem Inhalt so vielfältig machen. Diese können eine Überprüfung unmöglich leisten. Sie bieten denen aber keinerlei Lösung an. Stattdessen wurde heute viel über die großen US-Konzerne geredet. Aber es geht nicht nur um die. Sie zerstören die Vielfalt, welche das Internet ausmacht. Sie machen die vielen Kleinen kaputt. Nochmal: Es ist unmöglich alle Uploads mit allen Werken auf der Welt zu vergleichen. Wie man so etwas für machbar halten kann, entzieht sich mit völlig.
Zudem wird von Mitgliedern Ihrer Partei immer wieder behauptet es handle sich nicht um Zensur.
Dem möchte ich hier widersprechen. Das eine Überprüfung der Rechte nur über eine Software machbar ist habe ich ja bereits dargelegt. Über einen Inhalt der von mir hochgeladen wird entscheidet nun eine künstliche Intelligenz, ob ich ein Recht verletze oder nicht. Dabei ist eine künstliche Intelligenz aber nicht in der Lage zuverlässig zu entscheiden. Es gibt bereits Filter und die blocken laufend Inhalt, der gar kein Recht verletzt. Da die Plattform-Betreiber nun haften müssen sie zwingend die Einstellung der Software so ändern, dass sie selbst bei der kleinsten Möglichkeit, dass ein Recht verletzt werden könnte, die Veröffentlichung verhindern.
Jede Plattform wird also in Massen Inhalte ablehnen, weil sie gar nicht anders kann. Schließlich haftet sie ja nun dafür wenn sie etwas durchlässt, das ein Recht verletzt. Dies kommt einer unrechtmäßigen Zensur gleich und schränkt massiv das Recht auf freie Meinungsäußerung ein.
Es wird behauptet, Sie wären für die Kreativen und dass kreative Arbeit entlohnt werden muss. Dem stimme ich voll und ganz zu. Und wir brauchen eine Reform. Aber es ist nicht so, dass das Internet bisher rechtsfreier Raum gewesen wäre. Wenn ich ein Bild hochlade, das nicht von mir ist muss ich bereits Strafe bezahlen und es vom Netz nehmen. Die oben genannten Filter führen dazu, dass Kreative ihre Arbeit oft nicht mehr hochladen können weil es von einer Software unrechtmäßig abgelehnt wird. Desweiteren sind diese Künstler darauf angewiesen, dass ihre Inhalte sich verbreiten. Sie verdienen an Reichweite. Aber das Teilen dieser Inhalte wird mit Artikel 11 und Artikel 13 ebenfalls eingeschränkt.
Demzufolge werden die Kreativen nicht besser für ihre Arbeit entlohnt, im Gegenteil, etliche werden ihre Existenz verlieren, da sie Ihre Inhalte nicht mehr online kriegen oder verbreiten können.
Artikel 11 und 13 immer wieder mit dem Schutz der Kreativen zu rechtfertigen ist blanker Hohn denen gegenüber. Sie werfen den Menschen die gegen den Gesetzentwurf sind vor, dass sie die Kreativen um Ihren Lohn bringen wollen. Dabei bringt das Gesetz genau das Gegenteil. Deshalb ist die Umfrage die Sie heute gestartet haben eine Unverschämtheit! Ja ich bin für eine gerechte Entlohnung der Kreativen, und genau deshalb gegen Artikel 13!
Ich bitte sie inständig, hören Sie den Leuten draußen zu. Da sind viele Experten dabei, welche Ihnen die Folgen gerne erklären. Wenn Sie für diesen Gesetzentwurf stimmen werden die Folgen für die Gesellschaft schwerwiegend sein und es wird zwangsweise auch Folgen für Sie haben. Es wird niemand mehr eine Partei oder einen Politiker wählen, der für Zensur, gegen freie Meinungsäußerung und gegen das veröffentlichen von kreativen Inhalten ist. Denn genau das ist Artikel 13.
Mit freundlichen Grüßen
Florentine
Hlawatsch
Mensch und kein Bot
freie Meinung ohne Konzern
oder Lobby hinter mir
Eine Vorlage für euch als PDF
Wenn ihr auch einen Brief nach Brüssel schicken wollt dann könnt ihr euch die Adressen der Politiker, die ihr persönlich anschreiben wollt auf dieser Seite raussuchen.
Am besten macht ihr euch selbst Gedanken und schreibt was eigenes. Ich stelle euch aber hier auch gerne meinen Brief ohne die ersten persönlichen Absätze als PDF zur Verfügung. Es ist ein PDF-Formular und ihr könnt dort direkt am PC eure Daten und die Adresse des Politikers eintragen 🙂